Teil 3: Die Herrenmode der Goldenen Zwanziger.

    Im zweiten Teil habe ich euch gezeigt, wie die Frauenmode in den 1920er Jahren aussah. Heute interessiert mich die Männermode.
    In den Zwanzigern gab es zwei Phasen, 1920 bis 1925 und 1925-1930.
    In der ersten Phase waren extrem taillierte Jacketts unheimlich modern; sie wurden auch zuweilen mit einem Gürtel kombiniert. Der Kragen war nicht so breit, weil er meist zu einem Stehkragen hoch geknöpft wurde, was an den Militär-Stil des I. Weltkriegs erinnert. Die Hosen hatten einen schmalen Schnitt und ein gerades Bein, das manchmal gekrempelt wurde, so dass man die Strümpfe sehen konnte.
    In der zweiten Phase erlebte die sogenannte Oxford-Hose einen Trend. Sie war weiter geschnitten, also ausgestellt, und wurde mit einem Anzugsakko kombiniert, der wieder eine normale Taille hatte. Außerdem wurde der Kragen wieder breiter und spitzer, die Ärmel saßen lockerer. Sehr gern wurden auch Westen unter den Jacketts getragen.
    Auch in der Herrenmode gab es Unterschiede zwischen der Tages- und Abendkleidung. Bei formalen Anlässen wurde der klassische Morgenanzug getragen, abends der kürzer geschnittene Smoking, der den nun altmodischen Frack abgelöst hatte. In den Zwanzigern galt der Frack jedoch nicht nur als altmodisch, sondern auch als arrogant und snobbistisch.
    In der Freizeit waren die Herren übrigens sehr lässig und sportlich gekleidet: in Sweatshirts und kurzen Hosen (Knickerbockers) gingen sie ihren Hobbys nach.
    Interessant ist die Hut-Kultur in diesem Jahrzehnt. Sie richtete sich nach dem Vermögen und Status: reiche Herren trugen meist einen Homburger Hut oder einen Zylinder. Den Homburger Hut gibt es schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts, den Zylinder schon seit ca. 1780. Die Männer der Mittelklasse trugen hingegen einen Filzhut. Wenn es heiß war, gab es für beide Gesellschaftsklassen den Strohhut, der in seinem Design auch variierte. Die Arbeiterklasse konnte man an der Schiebermütze erkennen, die aber erst in den 1930er Jahren richtig in Mode kam. Arbeiter trugen allerdings auch häufig einfach nichts auf dem Kopf.ü
    Insgesamt wurden in der Ober- und Mittelklasse kurze Sakkos getragen, bei offiziellen Anlässen auch die langen Jacketts, die schon vor 1920 populär waren.

Eine sehr abwechslungsreiche Mode also, die sich doch immer im eleganten Bereich bewegte, wenn man von den sportlichen Knickerbockers absieht. Die Frisur wurde passend - oft im Seitenscheitel - streng nach hinten gekämmt. So konnte der Hut ohnehin nichts durcheinanderbringen. Dieses Accessoire war noch eine ganze Weile modern - und in gewissen Kreisen sieht man es noch immer. Modeketten in der heutigen Zeit haben auch immer mal Hüte in ihrem Sortiment und beleben somit den Trend der früheren Tage immer wieder neu.